Nach Charleville ! Zu Rimbaud

Liebe Ruth, liebe Jutta!1

8.3.2013

Nachdem wir Anfang dieses Jahres beschlossen haben, zusammen nach Charleville zu fahren, lese ich wieder Rimbaud, denn ich will über ihn berichten. Also lese ich sie wieder, seine Gedichte, seine Prosa, seine Briefe, zum Teil in Deutsch, zum Teil in Französisch.

Ich lese Bücher über ihn und über sein abenteuerliches Leben. Während meiner Studentenzeit habe ich ihn studiert und eine Arbeit über die „Illuminations“, seinem letzten Text, geschrieben. Diese Abhandlung habe ich in meiner Bibliothek wiedergefunden. Nicht wiedergefunden aber habe ich das Exemplar der Pleiade-Ausgabe, das irgendwann als Geschenk zu Weihnachten mit der Post gekommen war: in dunkelgrünes Leder gebunden, der Titel in Goldprägung: Arthur Rimbaud – Oeuvres Complètes – auf Dünndruckpapier wie eine Bibel.

Ich träumte davon, Wörter zerlegen zu müssen, um sie in Geschichten nutzen, um die Reihe der Konsonanten und der Vokale fortsetzen zu können. Beziehungen herzustellen zwischen Karthago und den Kanälen Venedigs, und dem Meer, dem Strand, den Halbinseln und den Inseln, die in seinem Geist erstanden sind.

Wenn alles gegeben ist, alles versucht wurde, um sich und die Welt zu verändern, und wenn die Einsicht gekommen ist, daß es nicht gelingt, nicht gelingen kann, wird das Schreiben aufgegeben, beendet. Rückblickend wird er sich abfällig über sein Dichten äußern, oder er wird schweigen.

Doch seine Briefe und Berichte aus Afrika, sein rastlosen Reisen zeigen, daß die Kraft noch in ihm wirkte: ein anderes Schreiben, aber keine Literatur. Keine Gedichte, keine Illuminationen mehr. Eine Entregelung aller Sinne, und eine grenzenlose Enttäuschung für sich selbst.

Was wird uns sein Koffer im Museum von Charleville sagen können?

E.

PS. Meine Beschreibung kann man in Auszügen lesen oder als Buch oder Ebook kaufen.

1 Meine beiden Schwestern.

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